Wo liegt die Armutsgrenze in Deutschland? Aufgrund der hohen Inflation und ständig steigenden Lebenskosten, stellen sich viele Menschen diese Frage. Die Armutsgrenze anhand vom Einkommen wird in Europa aufgrund des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung im jeweiligen Land ermittelt. Wie hoch die Armutsgrenze gemäß dieser Definition in Deutschland liegt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Das Wichtigste zur Armutsgrenze
Im Jahr 2023 lag die Armutsgrenze in Deutschland für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei einem Jahreseinkommen von 33.106 Euro (netto). Arm ist ein in der EU lebender Mensch, wenn dieser weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung seines Landes verdient.
Für Einzelhaushalte lag die Armutsgrenze im Jahr 2023 bei einem Jahreseinkommen von 15.765 Euro (netto). Wird dieser Grenzwert knapp erreicht, liegt eine Armutsgefährdung vor.
Die Definition einer Armutsgrenze für die ganze Welt ist nur schwer möglich. Die Weltbank hat im Jahr 2022 festgelegt, dass Menschen in extremer Armut leben, wenn diese über weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag verfügen (das entspricht nach dem Wechselkurs vom 25.07.2023 1,98 Euro).
Inhalt
Wo liegt in Deutschland die Armutsgrenze?
Um Armut erfassen zu können, haben sich die Mitgliedstaaten der EU auf ein gemeinsames Verfahren zur Berechnung der Armutsgrenze verständigt. Demnach gelten EU-Bürger als arm, wenn diese weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung in ihrem Land verdienen.
Dieser Wert gilt als Armutsgrenze bei Rentnern genauso wie bei Arbeitnehmern. In die Betrachtung fließt allerdings nicht mit ein, ob die betreffende Person über Vermögenswerte oder ähnliches verfügt.
Es handelt sich um einen berechneten Grenzwert, bei welchem davon ausgegangen wird, dass die betroffene Person monatliche Kosten für Miete, Lebensmittel, Kleidung, Teilhabe am sozialen Leben etc. begleichen muss.
Die vom Einkommen abhängige Armutsgrenze wird auch immer anhand des Haushaltstyps ermittelt. Ähnlich wie beim Bürgergeld liegt der Grenzwert für eine Bedarfsgemeinschaft dabei höher als für einen Menschen, der alleine lebt.
Relative Armutsgrenze nach sozialem Stand: Tabelle
Nachfolgend haben wir Ihnen die jeweiligen Armutsgrenzen je nach Haushaltstyp aus dem Jahr 2022 als Tabelle zusammengetragen:
Haushaltstyp | Armutsgrenze in Euro |
---|---|
1 Person | 1.189 |
1 Person mit Kind unter 14 | 1.546 |
2 Personen ohne Kinder | 1.783 |
1 Person mit 2 Kindern unter 14 | 1.902 |
2 Personen mit 2 Kindern unter 14 | 2.496 |
2 Personen mit 2 Kindern ab 14 | 2.973 |
2 Personen mit 2 Kindern unter 14 und 1 Kind ab 14 | 3.329 |
Gibt es eine Armutsgrenze, die weltweit gültig ist?
Im Jahr 2022 hat die Weltbank ermittelt, dass weltweit rund 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben würden. Als Grenzwert nannte die Bank einen Tagesverdienst von 2,15 US-Dollar pro Tag (etwa 2 Euro).
Bei einem solchen „Gehalt“ wäre die Armutsgrenze in Deutschland selbstverständlich deutlich unterschritten. Allerdings gibt es hierzulande einen Mindestlohn, der dafür sorgen soll, dass Arbeitnehmer in Vollzeit über dem Existenzminimum leben können.
Wichtig: Befinden Sie sich trotz Einkommen an der Armutsgrenze, so kommt in aller Regel eine Aufstockung durch Bürgergeld-Leistungen in Betracht.
Armut nachhaltig bekämpfen: Agenda 2030
Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft 17 ambitionierte Ziele – die Sustainable Development Goals (SDGs) – für eine nachhaltige Entwicklung gesetzt. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung definiert auf seiner Webseite, was mit der SDG 1 erreicht werden soll:
- Bis 2030 soll kein Mensch auf der Welt mehr in extremer Armut – das heißt von weniger als umgerechnet 2,15 US-Dollar pro Tag – leben müssen.
- Die Zahl der Menschen in Armut, gemessen an nationalen Definitionen, soll mindestens halbiert werden.
- Alle Menschen sollen durch soziale Sicherungsleistungen abgesichert sein.
- Alle Menschen sollen gleiche Rechte und Chancen beim Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, Vermögen und natürlichen Ressourcen haben.
- Die Widerstandsfähigkeit von Menschen in Armut gegenüber klimabedingten Extremereignissen und wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Schocks soll gestärkt werden.
Um diese Ziele zu erreichen, hat Deutschland seit 2016 jährlich rund 2,5 Milliarden Euro in Projekte gesteckt, die zu einer Reduzierung der Armut führen sollen. Dabei erfolgt nicht selten auch eine Zusammenarbeit mit anderen Ländern, die sich der Agenda 2030 verschrieben haben.