Der Zulauf der Tafeln liegt in diesem Jahr zehn Prozent höher als in 2018. Das gab Jochen Brühl, der Vorsitzende des Vereins Tafeln Deutschland, am Mittwoch bekannt. Demnach beziehen aktuell 1,65 Millionen Menschen regelmäßig Lebensmittel von der Tafel. 2007 lag diese Zahl noch bei 70.000 Menschen.
Zulauf der Tafeln vor allem durch Ältere und Kinder gesteigert
Einen besonders starken Zuwachs verzeichnen die Tafeln bei der älteren Bevölkerungsschicht. 20 Prozent mehr Senioren als im Vorjahr nehmen das Angebot der Tafel in Anspruch. Brühl macht niedrige Grundsicherung, steigende Mieten, zu geringe Renten und Langzeitarbeitslosigkeit für den Zulauf der Tafeln verantwortlich und rechnet mit einer weiteren Verschärfung der Lage:
Altersarmut wird uns in den kommenden Jahren mit einer Wucht überrollen, wie es der Klimawandel tut.
Daneben sind vor allem auch Kinder von Armut betroffen. Eine halbe Million Kinder und Jugendliche werden aktuell von der Tafel unterstützt, was Brühl als alarmierend empfindet: „Hier wachsen die Altersarmen von übermorgen heran.“ Der Anteil an Menschen, die sich um Asyl bemühen, ist dagegen von 26 auf 20 Prozent gesunken. Rund die Hälfte derer, die sich Lebensmittel bei der Tafel holen, lebt von Hartz 4, wie der Verein mitteilte.
Tafeln haben nicht genug Helfer
Der Vorsitzende Brühl hat noch mehr Kritikpunkte, die sich vor allem an die Politik richten. Der Zulauf zu den Tafeln, der aktuell seit 2014 erstmal in ganz Deutschland stark ansteigt, hätte sich bereits vor zehn Jahren abgezeichnet – ohne dass die Politik tätig geworden ist.
Derzeit gibt es knapp 950 Tafeln in Deutschland, die 265.000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr kostenlos oder gegen einen geringen Beitrag an Bedürftige vergeben. Der Verein habe allerdings zu wenige Helfer, Lagerräume und Kühlfahrzeuge, um die 18 Millionen Tonnen an noch haltbarem Essen, die jedes Jahr in Deutschland weggeschmissen werden, aufzufangen. Das Thema gehöre nach ganz oben auf die politische Agenda.
Quelle: WDR