Immer wieder gibt es Berichte über eine steigende Alters- oder Kinderarmut. Doch diese beiden Bevölkerungsgruppen sind nicht die einzigen, die von Armut betroffen sein können. Für wen ein Armutsrisiko besteht und wo die Armutsrisikoschwelle liegt, erfahren Sie ausführlich im nachfolgenden Ratgeber.
Das Wichtigste zum Armutsrisiko in Deutschland
Es gibt unterschiedliche Faktoren, die sich auf das Armutsrisiko auswirken. Wer alleinerziehend ist, kann zum Beispiel häufig keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Auch Kinder, die in Haushalten mit einem geringen Einkommen leben, müssen nicht selten im Erwachsenenalter auch mit Armut kämpfen. Das Armutsrisiko ist zudem für Rentner, die nur niedrige Bezüge erhalten, hoch.
Laut einer Pressemitteilung vom Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2023 14,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland armutsgefährdet (Armutsgefährdungsquote).
Ja. Das Armutsrisiko bei Menschen, die eins oder mehrere Kinder alleine erziehen müssen, ist in Deutschland besonders hoch. Häufig ist es nicht möglich, eine ausreichende Betreuung für die Sprösslinge zu organisieren, sodass der Elternteil keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen kann. Entsprechend ist das Einkommen gering und muss nicht selten durch Bürgergeld oder andere Sozialleistungen aufgestockt werden.
Inhalt
Was bedeutet Armutsrisiko?
Es gibt weltweit unterschiedliche Formen der Armut. Dementsprechend ist auch das Armutsrisiko teilweise unterschiedlich definiert. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat für den Begriff folgende Definition:
- Der Begriff dient als Indikator der Beschreibung der sozialen Lage in einer Gesellschaft/Region. Er vermittelt, wie viele Personen mit ihrem Einkommen ein bestimmtes Niveau (Armutsschwelle) unterschreiten. […] Der zweite Weg ist die Ermittlung von Armutsrisikoquoten. Dabei wird das Nettoäquivalenzeinkommen in den Haushalten auf Basis von Befragungsdaten ermittelt. Die Armutsrisikoschwelle wird üblicherweise bei 60 Prozent des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens (Median) festgestellt. Die Armutsrisikoquote ist dann der Anteil der Personen an der jeweiligen Population, deren Nettoäquivalenzeinkommen unter der Armutsrisikoschwelle liegt.
Wer also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland monatlich zur Verfügung hat, lebt mit einem Armutsrisiko. Bei Alleinlebenden trifft dies zu, wenn sie ein Jahreseinkommen von 15.765 Euro oder weniger haben.
Gut zu wissen: Handelt es sich um eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern, so ist Armutsrisiko bei einem Einkommen von 33.106 Euro oder weniger im Jahr gegeben.
Lässt sich das Armutsrisiko senken?
Die internationale Staatengemeinschaft hat es sich im Rahmen der Agenda 2030 zum Ziel gesetzt, die extreme Armut bis zum Jahr 2030 zu beseitigen. Zudem soll bis zu diesem Zeitpunkt der Anteil an Menschen, die in Armut nach der Definition des jeweiligen Landes leben, um die Hälfte gesenkt werden. Nach aktuellem Stand müsste in Deutschland also eine Armutsgefährdungsquote von sieben Prozent erreicht werden.
Um das Ziel, das Armutsrisiko erheblich zu senken, zu erreichen, sollen Bedürftige durch verschiedene Sozialleistungen unterstützt werden. Zudem soll durch den Mindestlohn sichergestellt werden, dass Menschen, die einem Vollzeitjob nachgehen, ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Um Kinderarmut zu bekämpfen, gibt es beispielsweise das Kindergeld oder den Kinderzuschlag. Durch die Leistungen für Bildung und Teilhabe (Bildungspaket) soll eine umfassende Ausbildung, die unabhängig vom Einkommen der Eltern ist, sichergestellt werden.
Weitere Sozialleistungen, die dem Armutsrisiko entgegenwirken sollen, sind zum Beispiel:
- Arbeitslosengeld
- Bürgergeld
- Grundsicherung im Alter
- Sozialhilfe
- Wohngeld